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gen, fmt der Römer ihn schon erlegt und stürmt auf den Zwei-
ten los. Unter tausendstimmigem Zurufe der hoffnungschöpfenden
Römer gibt der Horatier auch diesem den Todesstoß. Und als
er endlich auch den dritten Albaner, der schwer verwundet und
fast athemlos herankriecht, niederbohrt, da erheben sich unter lau-
tem Jubel die Römer, und drangen sich um ihren Sieger, ihm
Glück zu wünschen. Frohlockend zog nun der Horatier, die Rü-
stungen der drei Curiatier im Triumphe tragend, an der Spitze
seiner jubelnden Mitbürger nach Rom. Vor dem Thore kam
ihm auch seine Schwester entgegen, die mit einem der gefallenen
Curiatier verlobt war. Als sie unter der Siegesbeute ihres Bru-
ders auch den Waffenrock erblickte, den sie selbst für ihren Bräu-
tigam gewirkt hatte, brach sie in lautes Wehklagen aus. Dieses
Gewinsel der Schwester bei seinem Siege, bei der so allgemeinen
Freude erzürnte den Jüngling. Wüthend zog er das Schwert
und durchstieß sie mit den strafenden Worten: „So fahre denn
hin mit deiner unzeitigen Liebe zu deinem Bräutigam, die du
deiner Brüder, der tobten und des lebenden vergaßest, deines
Vaterlandes vergaßest! Und so fahre künftig jede Römerin,
die einen Feind betrauert!" Diese That unterbrach die allge-
meine Freude; sie erfüllte Jeden mit Abscheu und Entsetzen. Der
Schwestermörder war der Todesstrafe verfallen. Allein sein jüngst
erworbenes Verdienst, und die Bitten und Thränen seines un-
glücklichen Vaters, der zu drei Kindern nun auch sein letztes ver-
lieren sollte, ließ ihn Gnade finden. Jedoch mußte er die Strafe
erleiden, daß er gebückt und mit verhülltem Gesichte von den
Lictoren unter das Schandjoch, eine Art von Galgen, hinge-
führt wurde.
Mit Unwillen ertrugen die Albaner die Abhänhigkeit von
Rom, und Mettus Fuffetius entwarf heimlich einen Plan zur Wie-
derherstellung der alten Unabhängigkeit und Freiheit. Er reizte die
benachbarten Fidenater und Vejenter zum Kriege gegen Rom auf
und versprach, im Augenblicke der Schlacht zu ihnen überzugehen.
Tullus zog gegen den Feind. Auch Mettus mußte mit seinen
Albanern zu den Römern stoßen. Kaum waren die Römer mit
den Vejentern handgemein geworden, als Mettus, zu feige, um
gerades Weges zu den Feinden überzugehen, mit seinem Heere
aufbrach und nach den nahe gelegenen Hügeln zog. Seine Ab-
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küßte die Erde, als die gemeinschaftliche Mutter aller Sterblichen.
Der Spruch des Gottes ging an ihm in Erfüllung. Brutus
fand bald Gelegenheit, die Maske abzuwerfen und der Retter
und Befreier Roms zu werden. Tarquinius belagerte Ardea,
die befestigte Hauptstadt der Rutuler, die sich ihm nicht hatte
unterwerfen wollen. Eines Tages, als im Lager die königlichen
Söhne mit ihrem Vetter, dein L. Tarquinius Collatinus, bei
einem fröhlichen Gelage zusammen waren, kam das Gespräch
auch auf ihre Frauen, und Jeder räumte der seinen den Vorzug
ein. Es wurde beschlossen, sie in Rom zu überraschen. Lucretia,
Collatin's Gattin-, trug den Preis davon. Die anderen Frauen
fand man schwärmend in frohen Gesellschaften, während die Lu-
cretia allein sittsam und häuslich im Kreise ihrer arbeitenden
Sklavinnen saß. Einige Tage nachher ritt Sertus allein aus
dem Lager uach Rom zurück und entehrte mit roher Gewalt die
edele Lucretia, deren Schönheit in dem Herzen des wüsten Jüng-
lings eine unselige Leidenschaft entzündet hatte. Die unglückliche
Frau wollte ihre Schmach nicht überleben. Schleunigst ließ sie
ihren Gemahl nebst Brutus und einigen andern bewährten Freun-
den aus dem Lager herüberkommen, klagte ihnen jammernd die
erlittene Unbilde und stieß sich im Übermaße des Schmerzes vor
ihren Augen einen Dolch in die Brust. Da erhob sich zum Er-
staune« Aller der früher verkannte Brutus. Während Vater und
Gatte wehklagten, riß er den blutigen Dolch aus der Wunde,
ließ die Leiche der Selbstmörderin öffentlich auf dem Markte zur
Schau ausstellen und schwur Rache dem Frevler und der ganzen
königlichen Familie. Er hielt eine begeisternde Rede an das ver-
sammelte Volk und schilderte mit den grellsten Farben die Un-
thaten des Tarquinius und die Schmach des Volkes und wirkte den
Beschluß aus, nach welchem die Königswürde abgeschafft und Tar-
quinius mit seiner Familie auf immer verbannt wurde'). Sogleich
wurden alle Thore geschlossen, während der unermüdliche Brutus
nach dem Lager eilte und, in Abwesenheit des Königs, auch das
Heer gewann, so daß es sofort nach Rom aufbrach und sich hier
an die Bürger anschloß. Jetzt, von der Stadt und den Trup-
x) Incensam multitudinem perpulit (Brutus), ut imperium regi ab-
rogaret exulesque esse juberet L. Tarquinium cum coniuge ac liberis
Uv. I. 59.
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tors auszuführen hatte; und die Consuln legten ihr Amt für die
Zeit der Dietatur nieder. Diese sollte gesetzlich nicht länger als
sechs Monate dauern; einmal, damit nicht diese unumschränkte
Gewalt in eine vollständige Alleinherrschaft ausarte, dann aber
auch wohl aus Rücksicht für die Consuln selbst, die ja ihr Amt
für ein ganzes Jahr erhalten hatten, durch die Ernennung
eines Diktators aber für eine gewisse Zeit gleichsam abgesctzt wur-
den. In der Regel jedoch legte der Diktator noch vor Ablauf
dieser Zeit sein Amt nieder, und zwar immer, wenn das erfüllt
war, weswegen man ihn gewählt hatte. Sofort traten dann
die Consuln wieder ihr Amt an. Bei jeder drohenden Gefahr
des Staates, wenn schleunige Entschließung und Ausführung
nöthig war, wurde ein Diktator erwählt, in der Regel aus den
Consularen; und vierundzwanzig Lictoren mit ihren Fasces ver-
sinnlichten äußerlich seine furchtbare Machtfülle Schrecken ging
durch das Volk, das nun auch seines letzten Schutzmittels, der
Provokation, beraubt war, und es wagte nicht, sich den Anord-
nungen des Diktators zu widersetzen. Zweimal nach einander
zog es aus und bekämpfte siegreich die Feinde, welche Tarqui-
nius gegen Rom in Bewegung gesetzt hatte.
Die Patricier, wenigstens die Mehrzahl derselben, hatten
noch immer einige Schonung gegen die Gemeinde bewiesen, so
lange sie fürchteten, diese mögte den Tarquinius zurückberufen.
Als aber der Tod desselben sie von dieser Furcht befreiet hatte,
da verdoppelten sie ihre Bedrückungen, und die furchtbaren Rechte
der Gläubiger gegen ihre Schuldner kamen zur vollen Ausfüh-
rung. Den Patriciern gegenüber nahm die Gemeinde eine immer
drohendere Stellung an. Appius Claudius war zum Consul
erwählt worden, neben ihm aber der sanfte Servilius, damit bei
der Verwaltung Milde mit Strenge sich paare. Letzterer trug
im Senate darauf an, den Schuldnern Erleichterung zu gewäh-
2) Creato dictatore — magnus plebem metus incessit, ut inten-
tiores essent ad dicto parendum, biv. Ii. 18. — Vvn dem mächtigen
gegen die Plebejer gewählten Dictator muß man den Dictator unter-
scheiden, der zuweilen ernannt wurde, um einen Jahresnagel in die
Cellenwand des Jupitertempels auf dem Capitol einzuschlagen, weil eine
alte Sage ging, daß durch das Einschlagen eines solchen Nagels einst
einer Pest oder einem Aufruhr das Ziel gesetzt worden sei.
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bäum zurück, und war schon im Begriffe, nach Afrika überzu-
setzen; aber die militärische Strenge, welche er übte, ward Ver-
anlassung, daß viele Städte von ibm wieder an die Karthager
abfielen. Nach dritthalbjährigem Aufenthalte (278—275) schiffte
er sich wieder nach Italien ein, um deu hartbedrängten Taren-
tinern die erbetene Hülfe zu bringen. Scheidend brach er in die
ahnungsvollen Worte aus: „Dieses Eiland wird dereinst der
Zankapfel zwischen Rom und Karthago sein!" Sobald die Rö-
mer seine Ankunft erfuhren, schickten sie den Consul Cur ins
Dentatus mit einem Heere gegen ihn ab, und es kam bei
Beneventum (275) zu einer dritten großen Schlacht. Pyrr-
hus rechnete wieder vorzüglich auf seine Elephanten, aber gegen
diese hatten die Römer ein gutes Mittel erfunden. Mit einem
fürchterlichem Geschrei warfen sie brennende Fackeln und Pech-
kränze zwischen die Ungeheuer, so daß sie wüthend zurückrannen
und Verwirrung und Flucht über das Heer des Pyrrhus selbst
brachten. Sein Heer wurde gänzlich geschlagen, sein Lager er-
obert. Dieses diente ihnen zum Muster, wie man ein solches
regelmäßig abstechen und befestigen müsse. Überhaupt lernten sie
von ihm die neuere griechische Kriegeskunst kennen, durch welche
fünfzig Jahre früher Alexander der Große ein so mächtiges Reich
gegründet hatte. Der Sieger hielt nun einen glänzenden Tri-
umphzug, in welchem auch vier Elephanten, zur größten Augen-
weide der Römer, mit aufgeführt wurden.
Nach dieser Niederlage hielt Pyrrhus es für rathsam, Ita-
lien aufzugeben und in sein Land zurückzukehren 6). Er schiffte
sich mit dem Überreste seines Heeres so geräuschlos als möglich
wieder ein und ließ in Tarent bloß eine Besatzung zurück. Der
klägliche Zustand, in welchem der große, weitberühmte Krieges-
held wieder anlangte, mußte auch den auswärtigen Völkern einen
hohen Begriff von der Macht der Römer einflößen. Er selbst
endete schon im Jahre 272, bei der Belagerung von Argos im
Peloponnes, sein abenteuerliches Leben. Hier schleuderte eine
Argiverin von ihrem Hause herunter einen Ziegelstein auf den
Kopf des Königs, so daß er besinnungslos vom Pferde sank;
b) 0uriu8 Dentatus Pyrrhum ex Sicilia in Italiam reversum vicit et
Italia expulit. Liv. ep. Xiv.
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Extrahierte Personennamen: Alexander
Extrahierte Ortsnamen: Afrika Italien Rom Karthago Tarent Argos Italiam
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öffentlichen Prüfung aus. Diese fanden allgemeine Anerkennung
und Bestätigung. Da die zehn Tafeln aber nicht hinzureichen
und einer Ergänzung zu bedürfen schienen, so. wurde das De-
cemvirat für das folgende Jahr (450) beibehalten. Appius
Claudius, welcher schon während des ersten Decem-virats einen
vorzüglichen Einfluß geübt und jetzt durch alle Künste der List
und der Verführung die Wahl auf sich selbst und andere ihm
ergebene und willfährige Männer hinzulenken gewußt hatte, war
das Haupt dieses zweiten Decemvirats, in welches, nach Dionysius,
auch drei Plebejer ausgenommen wurden. Es kamen in diesem
Jahre noch zwei Gesetztafeln hinzu, und hiermit war die Gesetz-
gebung vollendet. Diese Gesetze der zwölf Tafeln, welche die
Grundlage des späteren römischen Rechtes bildeten g, sind bis
auf wenige Bruchstücke für uns verloren gegangen.
Das Decemvirat würde für Rom eine glänzende Epoche
gewesen sein, wenn es sich mit der Anfertigung der Tafelgesetze
begnügt hätte. Aber bald übte es willkürliche Gewalt; jedes
Mitglied umgab sich mit einer Wache von zwölf Lictoren; Ap-
pius insbesondere schien es darauf angelegt zu haben, sich die
Alleinherrschaft zu erwerben. Die Gesetzgebung, zu welcher man
die Zehnmänner berufen hatte, war vollendet, und dennoch legten
sie die daran geknüpfte Oberherrschaft nicht nieder, sondern übten
dieselbe auch noch im dritten Jahre fort, ohne sich um die Be-
stätigung des Senates und des Volkes zu kümmern. Solcher
Übermuth empörte Alle, die Patricier sowohl als Plebejer. Un-
möglich konnte dieser Zustand von Dauer sein. Die verzweif-
lungsvolle Lage, in welcher sich jetzt Rom befand, regte wieder
dessen alte Feinde auf, und die Äquer und Sabiner machten
verheerende Einfälle. Mit dem Schrecken seiner Gewalt ließ
Appius zehn Legionen ausrüsten, von denen er acht unter An-
führung seiner Collegen gegen die Feinde schickte, zwei aber zum
Schutze in Rom bei sich behielt. Nur mit Unwillen zogen die
Legionen in's Feld und ließen sich absichtlich überwinden. In
dem Heere befand sich auch ein alter Hauptmann Siccius
Dentatus, der in hundertzwanzig Schlachten mitgefochten,
4) Livius nennt sie (Iii. 34) fons omnis publici privatique juris. —
Besonders ist Cicero (de leg. Ii. 23.) voll von ihrem Lobe.
Wetter, Geschichte der Römer. *7
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Extrahierte Personennamen: Claudius Dionysius Siccius
Dentatus Livius Cicero
117
kläger wider einzelne Verbrechen, namentlich Wucherei 5). So
einflußreich für die römische Verfassung war das Jahr 366 6).
Camillus, der Wiederherfteller des Friedens, legte jetzt die
Dictatur nieder und erbauete der Eintracht den angelobten Tem-
pel. Der große Mann, der, wie Livius bemerkt, weder im
Glücke noch im Unglücke je seines Gleichen hatte, starb schon im
Jahre darauf, 365, nach einem langen thatenreichen Leben, an
der Pest, von welcher damals Rom heimgesucht wurde. Und
kaum hatte die Pest aufgehört, als ein Erdbeben ausbrach, das
zum Schrecken der Römer mitten auf dem Forum einen großen
Abgrund eröffnete. Die Priester verkündeten: dieser würde sich
nicht eher wieder schließen, als bis das Kostbarste, was Rom
besitze, als Weihgeschenk in denselben Hinabgelaffen wäre. Da
sprengte ein heldenmüthiger Jüngling, M. Curtius, in voller
Rüstung, auf seinem prächtig geschmückten Streitrosse herbei,
und mit dem Siegcsrufe: „Nichts kostbarer, denn kriegerische
Tapferkeit!" stürzte er sich mit seinem Roß in den offenen Ab-
grund hinab. Und augenblicklich, setzt die Sage hinzu, schloß
sich der Boden über seinem aufgenommenen Opfer wieder zu-
sammen.
§. 27. Endlicher Sieg der Plcbcssr. Gleichstellung aller
Wehte und Würden.
Seitdem die Patricier aus den Hauptvorrechten ihrer Ge-
burt verdrängt waren, blieb der Kamps unr gleiche Berechtigung
zu den noch übrigen Ehren und Würden nur ein Spiel für das
Volk. Unter dem siegreichen Banner der Tribunen schritt es
muthig auf der Bahn vorwärts, von einer Eroberung zur an-
deren. Wenngleich die Patricier sich mit den neuen Würden
des Prätors und Ädilis curulis trösteten, so zeigte sich doch bald,
wie gering, ja nichtig dieser Ersatz für das eingebüßte wichtige
Vorrecht war. Schon nach zwei Jahren (364) wurde ein Ä di-
Cicero (de leg. Iii. 3.) bezeichnet di ese Adilen als curatores
urbis, annonae et ludorum solemnium.
6) Von diesem sagt Livius (Vii. 1): Annus hic erit insignis novi
hominis consulatu, insignis novis duobus magistratibus, praetura et cu-
ruli aedilitate. Ilos sibi patricii quaesivere honores pro concesso plebi
altero consulatu.
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120
gen ihre Niederlagen hervor. Seitdem die patricische Abstam-
mung nicht mehr erforderlich und nicht mehr hinreichend war,
um zum Consulate zu gelangen, wurden die erprobtesten Män-
ner an die Spitze gestellt^).
Heldenzeitalter Rom'6.
§• 28. Mricge mit den Galliern.
Nachdem die Eintracht im Innern wiederhergestellt war,
konnten die Römer auch eine größere Kraft nach Außen ent-
wickeln. Das folgende Jahrhundert ist eine wahre Heldenzeit,
aus welcher zahllose Sagen romantischer Ritterthaten den spä-
teren Römer erfreueten und zu patriotischen Gefühlen erhoben.
Zunächst erprobte sich Roms Mannheit und Bürgertugend
in einer langen wechselvollen Fehde mit den Galliern, welche von
neuem ihre Raubzüge begannen und bald in Latium, bald in
Etrurien Bundesgenossen fanden (361 —349). Im Jahre 361
waren sie bis zum Anio vorgerückt, und der Fluß trennte die
beiderseitigen Heere. Da erschien ein Gallier von rieseumäßiger
Größe in voller Waffenrüstung auf der Brücke und forderte
einen Römer zum Zweikampfe heraus. Der junge Manlius,
der Sohn des Retters des Capitols, nahm die Herausforderung
an. Mit einem kurze» Schwerte und kleinen Schilde drang er
dicht an den Gallier heran, durchstach ihm den Bauch, so daß
der Riese zu Boden sank. Er hieb ihm den Kopf ab, riß ihm
eine goldene Kette vom Halse und hing sie zum Zeichen des
Sieges sich selbst um. Daher erhielt der gefeierte Held den
Namen Manlius Torquatus (mit der Kette). Die Gallier zogen
sich des Nachts nach Campauien zurück. Aber schon im folgenden
Jahre kamen sie wieder und verwüsteten das östliche Land bis
an die Mauern Roms. Nach einer langen blutigen Schlacht
zogen sie sich nach dem von Nom abtrünnig geworden Tibur
zurück; hier aber wurden Beide, die fremden sowohl als die
4) Siehe Löbell, Grundzüge einer Methodik des geschichtlichen
Unterrichts. S. 58.
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121
einheimischen Feinde, von dem plebejischen Cónsul Pötelius
überfallen und gänzlich geschlagen. Im Sommer des Jahre 358
drang eine dritte Horde bis nach Präneste vor. Ihr gegenüber
bezog der Diktator Sulpicius ein festes Lager, das die Gallier
nicht anzugreifen wagten. Endlich waren die Römer des Wartens
müde, und der Diktator führte sie zum offenen Kampfe hinaus.
Der Sieg blieb lange unentschieden; plötzlich brachen die Gallier
den Kampf ab und flohen voll Schrecken in die Wälder. Es
hatte sich nämlich in ihrem Rücken ein Haufen römischer Troß-
knechte mit ihren Lastthieren nebst einigen Reitern gezeigt, den
aber die Gallier für ein neues römisches Heer hielten, das her-
anziehe, um sie zu umzingeln. Dieser Jrrthum hatte den Rö-
mern das Glück des Tages zugewendet. Kaum waren die Gal-
lier abgezogen, als die Etrusker mit großer Heeresmacht Rom
bedrohten. Sie wurden aber von C. Marcius Rutilus, dem
ersten plebejischen Diktator') (355) besiegt, und ihnen ein vier-
zigjähriger Frieden bewilligt. Jetzt konnten die Römer und die
mit ihnen enger verbündeten Latiner ihre gemeinsame Kraft ge-
gen den gemeinsamen Feind, die Gallier, richten, deren Beute-
fahrten eine wirkliche Landplage wurden. Im Jahre 349 bra-
chen sie wieder in Latium ein. In diesem neuen Kriege war
Camillus, der Sohn des zweiten Erbauers Roms, zum Diktator
ernannt, und wurde, wie sein Vater, Sieger über die Gallier.
Der großen Schlacht am albanischen Gebirge (348), in welcher
er ihre Raubscharen fast vernichtete, ging wieder ein Zweikampf
voraus, den die Sage wunderbar ausgeschmückt hat. Ein Gal-
ler forderte wieder, nach der Sitte seines Volkes, einen Römer
heraus, und der junge Marcius Valerius nahm die Fordernng
an. Während des Zweikampfes aber setzte sich ein Rabe, ein
dem Kriegesgotte Mars geweihter Vogel, auf den Helm des
Römers und fuhr bei jedem Gange mit Schnabel und Krallen
dem Gallier in's Gesicht und in die Augen, so daß dieser, kaum
seiner Besinnung noch mächtig, von Valerius niedergestochen
ward. Nun flog der Rabe, wie triumphirend, hoch gen Himmel
auf. Valerius aber führte seitdem den Beinamen Corvus, d. i.
*) Adversus eum terrorem (den Einbruch der Etrusker) dictator
C. Maitius Rutilus primus de plebe dictus, magistrum equituni item de
plebe C. Plautium dixit. Liv. Vii. 17.
TM Hauptwörter (50): [T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal], T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn]]
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Extrahierte Personennamen: Cónsul_Pötelius Sulpicius C._Marcius_Rutilus Camillus Marcius_Valerius C._Maitius_Rutilus C._Plautium
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der Nachfolger des Octavius, bot sich an, die Stelle des Vor-
sitzenden einzunehmen. Aber die übrigen Tribunen verlangten,
daß durch das Loos über den Vorsitz entschieden werde. Dar-
über kam es zu Streitigkeiten, die den ganzen Tag hindurch dau-
erten, und die Wahl kam nicht zu Stande.
Die Ereignisse des Tages erfüllten den Tiberius mit ban-
ger Besorgniß um sein Leben. Er ging wie ein peinlich Ange-
klagter in Trauerkleidern mit seinem einzigen kleinen Sohne unter
dem Volke umher und bat dasselbe, sein und seines Kindes Leben
zu schützen. Eine große Menge begleitete ihn und bedachte wäh-
rend der Nacht sein Haus. Am Morgen des andern Tages,
wo die Wahl fortgesetzt werden sollte, wurde die Unruhe in der
Stadt allgemein. Große Haufen Volkes besetzten das Capitol;
der Senat hatte sich in dem nahegelegenen Tempel der Treue
versammelt. Sobald Mummius die Tribus zum Abstimmen auf-
zurufen begann, entstand ein gewaltiges Getümmel, von allen
Seiten entbrannte die Parteiwuth und drohete eine blutige Ent-
scheidung. Inmitten des wilden, lärmenden Getümmels wollte
Tiberius zu dem Volke reden; allein Worte konnten nicht ver-
standen werden, er mußte zu den Augen reden, und streckte zum
Zeichen, daß sein Leben in Gefahr sei, seine Hand nach dem
Kopfe aus. Von seinen Gegnern aber wurde dieses Zeichen
fälschlich für ein Verlangen nach der Krone gedeutet, und diese
Nachricht schleunigst dem Senate überbracht. Da sprang Scipio
Nasika auf und forderte vom Consul Mucius Scävola, er sollte
sofort Gewalt gebrauchen. Als dieser aber weise Mäßigung
empfahl, da rief Scipio, von Wuth erhitzt: „Wer die Republik
lieb hat, der folge mir!" und eilte aus der Versammlung. Die
meisten Senatoren nebst ihren Freunden und Clienten, bewaffnet
mit Stöcken und zum Theil mit Bruchstücken von den Sitzen der
Senatoren, eilten ihm nach, Alle dem Wahlplatze zu. Das Volk
wich bestürzt zurück, die Wenigen, welche Widerstand leisteten,
wurden zu Boden geschlagen. Tiberius wollte sich durch die
Flucht retten, fiel aber über die vor ihm liegenden Leichen und
wurde von seinem eigenen Amtsgenossen, Saturejus, niederge-
hauen. Mit dem Tribun fielen noch dreihundert Leute seines
Anhanges (133). Ihre Leichen wurden durch die Straßen ge-
schleppt und in die Tiber geworfen. Ein so klägliches Ende
TM Hauptwörter (50): [T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T63: [Jahr Senat Plebejer Gesetz Volk Recht Staat Bürger Gewalt Rom], T55: [Rom Krieg Römer Jahr Heer Cäsar Hannibal Pompejus Marius Schlacht], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
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Extrahierte Personennamen: Tiberius Tiberius Scipio
Nasika Scipio Scipio Scipio Tiberius
302
trieben eilte er, für dessen Größe so viele Tausende von Ta-
pfern kämpften, kleinmüthig und verzagt, seiner verräterischen
Gebieterin nach. Vier Stunden noch hielt sich die Flotte, und
erst bei einbrechender Nacht ergab sie sich. Das Landheer, ge-
treu und kampflustig, harrte sieben Tage lang der Ankunft des
Triumvirs; aber er kam nicht. Da traten die Häupter, da
traten endlich Alle, weil sie sich verlassen sahen, zu dem er-
staunten Sieger über.
Octavian folgte den Geflohenen nach Ägypten. Hier rü-
stete sich Antonius noch einmal zur Gegenwehr und stellte seine
Streitmacht vor den Thoren von Alerandria auf; aber mit
Schrecken mußte er sehen, wie eine Schar nach der andern,
wahrscheinlich auf Geheiß der Cleopatra, zum Sieger über-
ging. Auch sie, die Treulose, verließ ihn jetzt. Sie verbarg
sich in dem schwer zugänglichen Begräbnißgewölbe, das sie sich
nach der Sitte ihrer Nation hatte erbauen lassen, und ließ das
Gerücht ausstreuen, daß sie sich den Tod gegeben. Bei dieser
Nachricht stürzte sich der Unglückliche, welcher nur für sie lebte,
in sein eigenes Schwert. Aber während er in seinem Blute
zuckend dalag, kam die neue Nachricht, Cleopatra lebe noch.
Nun ließ er sich nach dem Gewölbe zu ihr hintragen und starb
nach langen Zuckungen zu ihren Füßen. Als sie seiner entledigt
war, hoffte sie, wie schon die beiden andern, so auch den dritten
Herrn der Welt sich unterwerfen zu können und bot hiezu ihre
letzten Reize auf. Allein Octavian, welcher einzig darnach
strebte, die Pracht seines Triumphes durch jene berühmte Schön-
heit zu vergrößern, blieb kalt gegen sie und ließ sie heimlich
überwachen. Da sah die enttäuschte Königin den Tod für das
geringste der Übel an, welche ihr bevorstehen konnten. Sie ließ
sich in einein Korbe, heißt es, ein Paar giftige Schlangen
bringen, die mit Früchten bedeckt waren, um die Wächter zu täu-
tchen. Diese hielt sie sonder Grauen an ihre Brust und starb an
ihren giftigen Bissen. Ägypten ward jetzt (30) römische Provinz.
Nach dem Tode des Antonius, des letzten Nebenbuhlers,
stand Octavian als Alleinherrscher des Ungeheuern römischen Rei-
ches. Dasselbe erstreckte sich über die drei damals bekannten Welt-
theile hindurch, vom atlantischen Meere bis zum Euphrat, vom
Rhein, von der Donau und dem schwarzen Meere bis an die
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Extrahierte Personennamen: Octavian Antonius Antonius Alerandria Cleopatra Octavian Antonius Octavian