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1. Geschichte der Römer für Gymnasien und den Selbstunterricht - S. 54

1849 - Münster : Coppenrath
54 gen, fmt der Römer ihn schon erlegt und stürmt auf den Zwei- ten los. Unter tausendstimmigem Zurufe der hoffnungschöpfenden Römer gibt der Horatier auch diesem den Todesstoß. Und als er endlich auch den dritten Albaner, der schwer verwundet und fast athemlos herankriecht, niederbohrt, da erheben sich unter lau- tem Jubel die Römer, und drangen sich um ihren Sieger, ihm Glück zu wünschen. Frohlockend zog nun der Horatier, die Rü- stungen der drei Curiatier im Triumphe tragend, an der Spitze seiner jubelnden Mitbürger nach Rom. Vor dem Thore kam ihm auch seine Schwester entgegen, die mit einem der gefallenen Curiatier verlobt war. Als sie unter der Siegesbeute ihres Bru- ders auch den Waffenrock erblickte, den sie selbst für ihren Bräu- tigam gewirkt hatte, brach sie in lautes Wehklagen aus. Dieses Gewinsel der Schwester bei seinem Siege, bei der so allgemeinen Freude erzürnte den Jüngling. Wüthend zog er das Schwert und durchstieß sie mit den strafenden Worten: „So fahre denn hin mit deiner unzeitigen Liebe zu deinem Bräutigam, die du deiner Brüder, der tobten und des lebenden vergaßest, deines Vaterlandes vergaßest! Und so fahre künftig jede Römerin, die einen Feind betrauert!" Diese That unterbrach die allge- meine Freude; sie erfüllte Jeden mit Abscheu und Entsetzen. Der Schwestermörder war der Todesstrafe verfallen. Allein sein jüngst erworbenes Verdienst, und die Bitten und Thränen seines un- glücklichen Vaters, der zu drei Kindern nun auch sein letztes ver- lieren sollte, ließ ihn Gnade finden. Jedoch mußte er die Strafe erleiden, daß er gebückt und mit verhülltem Gesichte von den Lictoren unter das Schandjoch, eine Art von Galgen, hinge- führt wurde. Mit Unwillen ertrugen die Albaner die Abhänhigkeit von Rom, und Mettus Fuffetius entwarf heimlich einen Plan zur Wie- derherstellung der alten Unabhängigkeit und Freiheit. Er reizte die benachbarten Fidenater und Vejenter zum Kriege gegen Rom auf und versprach, im Augenblicke der Schlacht zu ihnen überzugehen. Tullus zog gegen den Feind. Auch Mettus mußte mit seinen Albanern zu den Römern stoßen. Kaum waren die Römer mit den Vejentern handgemein geworden, als Mettus, zu feige, um gerades Weges zu den Feinden überzugehen, mit seinem Heere aufbrach und nach den nahe gelegenen Hügeln zog. Seine Ab-

2. Geschichte der Römer für Gymnasien und den Selbstunterricht - S. 71

1849 - Münster : Coppenrath
71 küßte die Erde, als die gemeinschaftliche Mutter aller Sterblichen. Der Spruch des Gottes ging an ihm in Erfüllung. Brutus fand bald Gelegenheit, die Maske abzuwerfen und der Retter und Befreier Roms zu werden. Tarquinius belagerte Ardea, die befestigte Hauptstadt der Rutuler, die sich ihm nicht hatte unterwerfen wollen. Eines Tages, als im Lager die königlichen Söhne mit ihrem Vetter, dein L. Tarquinius Collatinus, bei einem fröhlichen Gelage zusammen waren, kam das Gespräch auch auf ihre Frauen, und Jeder räumte der seinen den Vorzug ein. Es wurde beschlossen, sie in Rom zu überraschen. Lucretia, Collatin's Gattin-, trug den Preis davon. Die anderen Frauen fand man schwärmend in frohen Gesellschaften, während die Lu- cretia allein sittsam und häuslich im Kreise ihrer arbeitenden Sklavinnen saß. Einige Tage nachher ritt Sertus allein aus dem Lager uach Rom zurück und entehrte mit roher Gewalt die edele Lucretia, deren Schönheit in dem Herzen des wüsten Jüng- lings eine unselige Leidenschaft entzündet hatte. Die unglückliche Frau wollte ihre Schmach nicht überleben. Schleunigst ließ sie ihren Gemahl nebst Brutus und einigen andern bewährten Freun- den aus dem Lager herüberkommen, klagte ihnen jammernd die erlittene Unbilde und stieß sich im Übermaße des Schmerzes vor ihren Augen einen Dolch in die Brust. Da erhob sich zum Er- staune« Aller der früher verkannte Brutus. Während Vater und Gatte wehklagten, riß er den blutigen Dolch aus der Wunde, ließ die Leiche der Selbstmörderin öffentlich auf dem Markte zur Schau ausstellen und schwur Rache dem Frevler und der ganzen königlichen Familie. Er hielt eine begeisternde Rede an das ver- sammelte Volk und schilderte mit den grellsten Farben die Un- thaten des Tarquinius und die Schmach des Volkes und wirkte den Beschluß aus, nach welchem die Königswürde abgeschafft und Tar- quinius mit seiner Familie auf immer verbannt wurde'). Sogleich wurden alle Thore geschlossen, während der unermüdliche Brutus nach dem Lager eilte und, in Abwesenheit des Königs, auch das Heer gewann, so daß es sofort nach Rom aufbrach und sich hier an die Bürger anschloß. Jetzt, von der Stadt und den Trup- x) Incensam multitudinem perpulit (Brutus), ut imperium regi ab- rogaret exulesque esse juberet L. Tarquinium cum coniuge ac liberis Uv. I. 59.

3. Geschichte der Römer für Gymnasien und den Selbstunterricht - S. 82

1849 - Münster : Coppenrath
82 tors auszuführen hatte; und die Consuln legten ihr Amt für die Zeit der Dietatur nieder. Diese sollte gesetzlich nicht länger als sechs Monate dauern; einmal, damit nicht diese unumschränkte Gewalt in eine vollständige Alleinherrschaft ausarte, dann aber auch wohl aus Rücksicht für die Consuln selbst, die ja ihr Amt für ein ganzes Jahr erhalten hatten, durch die Ernennung eines Diktators aber für eine gewisse Zeit gleichsam abgesctzt wur- den. In der Regel jedoch legte der Diktator noch vor Ablauf dieser Zeit sein Amt nieder, und zwar immer, wenn das erfüllt war, weswegen man ihn gewählt hatte. Sofort traten dann die Consuln wieder ihr Amt an. Bei jeder drohenden Gefahr des Staates, wenn schleunige Entschließung und Ausführung nöthig war, wurde ein Diktator erwählt, in der Regel aus den Consularen; und vierundzwanzig Lictoren mit ihren Fasces ver- sinnlichten äußerlich seine furchtbare Machtfülle Schrecken ging durch das Volk, das nun auch seines letzten Schutzmittels, der Provokation, beraubt war, und es wagte nicht, sich den Anord- nungen des Diktators zu widersetzen. Zweimal nach einander zog es aus und bekämpfte siegreich die Feinde, welche Tarqui- nius gegen Rom in Bewegung gesetzt hatte. Die Patricier, wenigstens die Mehrzahl derselben, hatten noch immer einige Schonung gegen die Gemeinde bewiesen, so lange sie fürchteten, diese mögte den Tarquinius zurückberufen. Als aber der Tod desselben sie von dieser Furcht befreiet hatte, da verdoppelten sie ihre Bedrückungen, und die furchtbaren Rechte der Gläubiger gegen ihre Schuldner kamen zur vollen Ausfüh- rung. Den Patriciern gegenüber nahm die Gemeinde eine immer drohendere Stellung an. Appius Claudius war zum Consul erwählt worden, neben ihm aber der sanfte Servilius, damit bei der Verwaltung Milde mit Strenge sich paare. Letzterer trug im Senate darauf an, den Schuldnern Erleichterung zu gewäh- 2) Creato dictatore — magnus plebem metus incessit, ut inten- tiores essent ad dicto parendum, biv. Ii. 18. — Vvn dem mächtigen gegen die Plebejer gewählten Dictator muß man den Dictator unter- scheiden, der zuweilen ernannt wurde, um einen Jahresnagel in die Cellenwand des Jupitertempels auf dem Capitol einzuschlagen, weil eine alte Sage ging, daß durch das Einschlagen eines solchen Nagels einst einer Pest oder einem Aufruhr das Ziel gesetzt worden sei.

4. Geschichte der Römer für Gymnasien und den Selbstunterricht - S. 139

1849 - Münster : Coppenrath
139 bäum zurück, und war schon im Begriffe, nach Afrika überzu- setzen; aber die militärische Strenge, welche er übte, ward Ver- anlassung, daß viele Städte von ibm wieder an die Karthager abfielen. Nach dritthalbjährigem Aufenthalte (278—275) schiffte er sich wieder nach Italien ein, um deu hartbedrängten Taren- tinern die erbetene Hülfe zu bringen. Scheidend brach er in die ahnungsvollen Worte aus: „Dieses Eiland wird dereinst der Zankapfel zwischen Rom und Karthago sein!" Sobald die Rö- mer seine Ankunft erfuhren, schickten sie den Consul Cur ins Dentatus mit einem Heere gegen ihn ab, und es kam bei Beneventum (275) zu einer dritten großen Schlacht. Pyrr- hus rechnete wieder vorzüglich auf seine Elephanten, aber gegen diese hatten die Römer ein gutes Mittel erfunden. Mit einem fürchterlichem Geschrei warfen sie brennende Fackeln und Pech- kränze zwischen die Ungeheuer, so daß sie wüthend zurückrannen und Verwirrung und Flucht über das Heer des Pyrrhus selbst brachten. Sein Heer wurde gänzlich geschlagen, sein Lager er- obert. Dieses diente ihnen zum Muster, wie man ein solches regelmäßig abstechen und befestigen müsse. Überhaupt lernten sie von ihm die neuere griechische Kriegeskunst kennen, durch welche fünfzig Jahre früher Alexander der Große ein so mächtiges Reich gegründet hatte. Der Sieger hielt nun einen glänzenden Tri- umphzug, in welchem auch vier Elephanten, zur größten Augen- weide der Römer, mit aufgeführt wurden. Nach dieser Niederlage hielt Pyrrhus es für rathsam, Ita- lien aufzugeben und in sein Land zurückzukehren 6). Er schiffte sich mit dem Überreste seines Heeres so geräuschlos als möglich wieder ein und ließ in Tarent bloß eine Besatzung zurück. Der klägliche Zustand, in welchem der große, weitberühmte Krieges- held wieder anlangte, mußte auch den auswärtigen Völkern einen hohen Begriff von der Macht der Römer einflößen. Er selbst endete schon im Jahre 272, bei der Belagerung von Argos im Peloponnes, sein abenteuerliches Leben. Hier schleuderte eine Argiverin von ihrem Hause herunter einen Ziegelstein auf den Kopf des Königs, so daß er besinnungslos vom Pferde sank; b) 0uriu8 Dentatus Pyrrhum ex Sicilia in Italiam reversum vicit et Italia expulit. Liv. ep. Xiv.

5. Geschichte der Römer für Gymnasien und den Selbstunterricht - S. 97

1849 - Münster : Coppenrath
97 öffentlichen Prüfung aus. Diese fanden allgemeine Anerkennung und Bestätigung. Da die zehn Tafeln aber nicht hinzureichen und einer Ergänzung zu bedürfen schienen, so. wurde das De- cemvirat für das folgende Jahr (450) beibehalten. Appius Claudius, welcher schon während des ersten Decem-virats einen vorzüglichen Einfluß geübt und jetzt durch alle Künste der List und der Verführung die Wahl auf sich selbst und andere ihm ergebene und willfährige Männer hinzulenken gewußt hatte, war das Haupt dieses zweiten Decemvirats, in welches, nach Dionysius, auch drei Plebejer ausgenommen wurden. Es kamen in diesem Jahre noch zwei Gesetztafeln hinzu, und hiermit war die Gesetz- gebung vollendet. Diese Gesetze der zwölf Tafeln, welche die Grundlage des späteren römischen Rechtes bildeten g, sind bis auf wenige Bruchstücke für uns verloren gegangen. Das Decemvirat würde für Rom eine glänzende Epoche gewesen sein, wenn es sich mit der Anfertigung der Tafelgesetze begnügt hätte. Aber bald übte es willkürliche Gewalt; jedes Mitglied umgab sich mit einer Wache von zwölf Lictoren; Ap- pius insbesondere schien es darauf angelegt zu haben, sich die Alleinherrschaft zu erwerben. Die Gesetzgebung, zu welcher man die Zehnmänner berufen hatte, war vollendet, und dennoch legten sie die daran geknüpfte Oberherrschaft nicht nieder, sondern übten dieselbe auch noch im dritten Jahre fort, ohne sich um die Be- stätigung des Senates und des Volkes zu kümmern. Solcher Übermuth empörte Alle, die Patricier sowohl als Plebejer. Un- möglich konnte dieser Zustand von Dauer sein. Die verzweif- lungsvolle Lage, in welcher sich jetzt Rom befand, regte wieder dessen alte Feinde auf, und die Äquer und Sabiner machten verheerende Einfälle. Mit dem Schrecken seiner Gewalt ließ Appius zehn Legionen ausrüsten, von denen er acht unter An- führung seiner Collegen gegen die Feinde schickte, zwei aber zum Schutze in Rom bei sich behielt. Nur mit Unwillen zogen die Legionen in's Feld und ließen sich absichtlich überwinden. In dem Heere befand sich auch ein alter Hauptmann Siccius Dentatus, der in hundertzwanzig Schlachten mitgefochten, 4) Livius nennt sie (Iii. 34) fons omnis publici privatique juris. — Besonders ist Cicero (de leg. Ii. 23.) voll von ihrem Lobe. Wetter, Geschichte der Römer. *7

6. Geschichte der Römer für Gymnasien und den Selbstunterricht - S. 117

1849 - Münster : Coppenrath
117 kläger wider einzelne Verbrechen, namentlich Wucherei 5). So einflußreich für die römische Verfassung war das Jahr 366 6). Camillus, der Wiederherfteller des Friedens, legte jetzt die Dictatur nieder und erbauete der Eintracht den angelobten Tem- pel. Der große Mann, der, wie Livius bemerkt, weder im Glücke noch im Unglücke je seines Gleichen hatte, starb schon im Jahre darauf, 365, nach einem langen thatenreichen Leben, an der Pest, von welcher damals Rom heimgesucht wurde. Und kaum hatte die Pest aufgehört, als ein Erdbeben ausbrach, das zum Schrecken der Römer mitten auf dem Forum einen großen Abgrund eröffnete. Die Priester verkündeten: dieser würde sich nicht eher wieder schließen, als bis das Kostbarste, was Rom besitze, als Weihgeschenk in denselben Hinabgelaffen wäre. Da sprengte ein heldenmüthiger Jüngling, M. Curtius, in voller Rüstung, auf seinem prächtig geschmückten Streitrosse herbei, und mit dem Siegcsrufe: „Nichts kostbarer, denn kriegerische Tapferkeit!" stürzte er sich mit seinem Roß in den offenen Ab- grund hinab. Und augenblicklich, setzt die Sage hinzu, schloß sich der Boden über seinem aufgenommenen Opfer wieder zu- sammen. §. 27. Endlicher Sieg der Plcbcssr. Gleichstellung aller Wehte und Würden. Seitdem die Patricier aus den Hauptvorrechten ihrer Ge- burt verdrängt waren, blieb der Kamps unr gleiche Berechtigung zu den noch übrigen Ehren und Würden nur ein Spiel für das Volk. Unter dem siegreichen Banner der Tribunen schritt es muthig auf der Bahn vorwärts, von einer Eroberung zur an- deren. Wenngleich die Patricier sich mit den neuen Würden des Prätors und Ädilis curulis trösteten, so zeigte sich doch bald, wie gering, ja nichtig dieser Ersatz für das eingebüßte wichtige Vorrecht war. Schon nach zwei Jahren (364) wurde ein Ä di- Cicero (de leg. Iii. 3.) bezeichnet di ese Adilen als curatores urbis, annonae et ludorum solemnium. 6) Von diesem sagt Livius (Vii. 1): Annus hic erit insignis novi hominis consulatu, insignis novis duobus magistratibus, praetura et cu- ruli aedilitate. Ilos sibi patricii quaesivere honores pro concesso plebi altero consulatu.

7. Geschichte der Römer für Gymnasien und den Selbstunterricht - S. 120

1849 - Münster : Coppenrath
120 gen ihre Niederlagen hervor. Seitdem die patricische Abstam- mung nicht mehr erforderlich und nicht mehr hinreichend war, um zum Consulate zu gelangen, wurden die erprobtesten Män- ner an die Spitze gestellt^). Heldenzeitalter Rom'6. §• 28. Mricge mit den Galliern. Nachdem die Eintracht im Innern wiederhergestellt war, konnten die Römer auch eine größere Kraft nach Außen ent- wickeln. Das folgende Jahrhundert ist eine wahre Heldenzeit, aus welcher zahllose Sagen romantischer Ritterthaten den spä- teren Römer erfreueten und zu patriotischen Gefühlen erhoben. Zunächst erprobte sich Roms Mannheit und Bürgertugend in einer langen wechselvollen Fehde mit den Galliern, welche von neuem ihre Raubzüge begannen und bald in Latium, bald in Etrurien Bundesgenossen fanden (361 —349). Im Jahre 361 waren sie bis zum Anio vorgerückt, und der Fluß trennte die beiderseitigen Heere. Da erschien ein Gallier von rieseumäßiger Größe in voller Waffenrüstung auf der Brücke und forderte einen Römer zum Zweikampfe heraus. Der junge Manlius, der Sohn des Retters des Capitols, nahm die Herausforderung an. Mit einem kurze» Schwerte und kleinen Schilde drang er dicht an den Gallier heran, durchstach ihm den Bauch, so daß der Riese zu Boden sank. Er hieb ihm den Kopf ab, riß ihm eine goldene Kette vom Halse und hing sie zum Zeichen des Sieges sich selbst um. Daher erhielt der gefeierte Held den Namen Manlius Torquatus (mit der Kette). Die Gallier zogen sich des Nachts nach Campauien zurück. Aber schon im folgenden Jahre kamen sie wieder und verwüsteten das östliche Land bis an die Mauern Roms. Nach einer langen blutigen Schlacht zogen sie sich nach dem von Nom abtrünnig geworden Tibur zurück; hier aber wurden Beide, die fremden sowohl als die 4) Siehe Löbell, Grundzüge einer Methodik des geschichtlichen Unterrichts. S. 58.

8. Geschichte der Römer für Gymnasien und den Selbstunterricht - S. 121

1849 - Münster : Coppenrath
121 einheimischen Feinde, von dem plebejischen Cónsul Pötelius überfallen und gänzlich geschlagen. Im Sommer des Jahre 358 drang eine dritte Horde bis nach Präneste vor. Ihr gegenüber bezog der Diktator Sulpicius ein festes Lager, das die Gallier nicht anzugreifen wagten. Endlich waren die Römer des Wartens müde, und der Diktator führte sie zum offenen Kampfe hinaus. Der Sieg blieb lange unentschieden; plötzlich brachen die Gallier den Kampf ab und flohen voll Schrecken in die Wälder. Es hatte sich nämlich in ihrem Rücken ein Haufen römischer Troß- knechte mit ihren Lastthieren nebst einigen Reitern gezeigt, den aber die Gallier für ein neues römisches Heer hielten, das her- anziehe, um sie zu umzingeln. Dieser Jrrthum hatte den Rö- mern das Glück des Tages zugewendet. Kaum waren die Gal- lier abgezogen, als die Etrusker mit großer Heeresmacht Rom bedrohten. Sie wurden aber von C. Marcius Rutilus, dem ersten plebejischen Diktator') (355) besiegt, und ihnen ein vier- zigjähriger Frieden bewilligt. Jetzt konnten die Römer und die mit ihnen enger verbündeten Latiner ihre gemeinsame Kraft ge- gen den gemeinsamen Feind, die Gallier, richten, deren Beute- fahrten eine wirkliche Landplage wurden. Im Jahre 349 bra- chen sie wieder in Latium ein. In diesem neuen Kriege war Camillus, der Sohn des zweiten Erbauers Roms, zum Diktator ernannt, und wurde, wie sein Vater, Sieger über die Gallier. Der großen Schlacht am albanischen Gebirge (348), in welcher er ihre Raubscharen fast vernichtete, ging wieder ein Zweikampf voraus, den die Sage wunderbar ausgeschmückt hat. Ein Gal- ler forderte wieder, nach der Sitte seines Volkes, einen Römer heraus, und der junge Marcius Valerius nahm die Fordernng an. Während des Zweikampfes aber setzte sich ein Rabe, ein dem Kriegesgotte Mars geweihter Vogel, auf den Helm des Römers und fuhr bei jedem Gange mit Schnabel und Krallen dem Gallier in's Gesicht und in die Augen, so daß dieser, kaum seiner Besinnung noch mächtig, von Valerius niedergestochen ward. Nun flog der Rabe, wie triumphirend, hoch gen Himmel auf. Valerius aber führte seitdem den Beinamen Corvus, d. i. *) Adversus eum terrorem (den Einbruch der Etrusker) dictator C. Maitius Rutilus primus de plebe dictus, magistrum equituni item de plebe C. Plautium dixit. Liv. Vii. 17.

9. Geschichte der Römer für Gymnasien und den Selbstunterricht - S. 210

1849 - Münster : Coppenrath
210 der Nachfolger des Octavius, bot sich an, die Stelle des Vor- sitzenden einzunehmen. Aber die übrigen Tribunen verlangten, daß durch das Loos über den Vorsitz entschieden werde. Dar- über kam es zu Streitigkeiten, die den ganzen Tag hindurch dau- erten, und die Wahl kam nicht zu Stande. Die Ereignisse des Tages erfüllten den Tiberius mit ban- ger Besorgniß um sein Leben. Er ging wie ein peinlich Ange- klagter in Trauerkleidern mit seinem einzigen kleinen Sohne unter dem Volke umher und bat dasselbe, sein und seines Kindes Leben zu schützen. Eine große Menge begleitete ihn und bedachte wäh- rend der Nacht sein Haus. Am Morgen des andern Tages, wo die Wahl fortgesetzt werden sollte, wurde die Unruhe in der Stadt allgemein. Große Haufen Volkes besetzten das Capitol; der Senat hatte sich in dem nahegelegenen Tempel der Treue versammelt. Sobald Mummius die Tribus zum Abstimmen auf- zurufen begann, entstand ein gewaltiges Getümmel, von allen Seiten entbrannte die Parteiwuth und drohete eine blutige Ent- scheidung. Inmitten des wilden, lärmenden Getümmels wollte Tiberius zu dem Volke reden; allein Worte konnten nicht ver- standen werden, er mußte zu den Augen reden, und streckte zum Zeichen, daß sein Leben in Gefahr sei, seine Hand nach dem Kopfe aus. Von seinen Gegnern aber wurde dieses Zeichen fälschlich für ein Verlangen nach der Krone gedeutet, und diese Nachricht schleunigst dem Senate überbracht. Da sprang Scipio Nasika auf und forderte vom Consul Mucius Scävola, er sollte sofort Gewalt gebrauchen. Als dieser aber weise Mäßigung empfahl, da rief Scipio, von Wuth erhitzt: „Wer die Republik lieb hat, der folge mir!" und eilte aus der Versammlung. Die meisten Senatoren nebst ihren Freunden und Clienten, bewaffnet mit Stöcken und zum Theil mit Bruchstücken von den Sitzen der Senatoren, eilten ihm nach, Alle dem Wahlplatze zu. Das Volk wich bestürzt zurück, die Wenigen, welche Widerstand leisteten, wurden zu Boden geschlagen. Tiberius wollte sich durch die Flucht retten, fiel aber über die vor ihm liegenden Leichen und wurde von seinem eigenen Amtsgenossen, Saturejus, niederge- hauen. Mit dem Tribun fielen noch dreihundert Leute seines Anhanges (133). Ihre Leichen wurden durch die Straßen ge- schleppt und in die Tiber geworfen. Ein so klägliches Ende

10. Geschichte der Römer für Gymnasien und den Selbstunterricht - S. 302

1849 - Münster : Coppenrath
302 trieben eilte er, für dessen Größe so viele Tausende von Ta- pfern kämpften, kleinmüthig und verzagt, seiner verräterischen Gebieterin nach. Vier Stunden noch hielt sich die Flotte, und erst bei einbrechender Nacht ergab sie sich. Das Landheer, ge- treu und kampflustig, harrte sieben Tage lang der Ankunft des Triumvirs; aber er kam nicht. Da traten die Häupter, da traten endlich Alle, weil sie sich verlassen sahen, zu dem er- staunten Sieger über. Octavian folgte den Geflohenen nach Ägypten. Hier rü- stete sich Antonius noch einmal zur Gegenwehr und stellte seine Streitmacht vor den Thoren von Alerandria auf; aber mit Schrecken mußte er sehen, wie eine Schar nach der andern, wahrscheinlich auf Geheiß der Cleopatra, zum Sieger über- ging. Auch sie, die Treulose, verließ ihn jetzt. Sie verbarg sich in dem schwer zugänglichen Begräbnißgewölbe, das sie sich nach der Sitte ihrer Nation hatte erbauen lassen, und ließ das Gerücht ausstreuen, daß sie sich den Tod gegeben. Bei dieser Nachricht stürzte sich der Unglückliche, welcher nur für sie lebte, in sein eigenes Schwert. Aber während er in seinem Blute zuckend dalag, kam die neue Nachricht, Cleopatra lebe noch. Nun ließ er sich nach dem Gewölbe zu ihr hintragen und starb nach langen Zuckungen zu ihren Füßen. Als sie seiner entledigt war, hoffte sie, wie schon die beiden andern, so auch den dritten Herrn der Welt sich unterwerfen zu können und bot hiezu ihre letzten Reize auf. Allein Octavian, welcher einzig darnach strebte, die Pracht seines Triumphes durch jene berühmte Schön- heit zu vergrößern, blieb kalt gegen sie und ließ sie heimlich überwachen. Da sah die enttäuschte Königin den Tod für das geringste der Übel an, welche ihr bevorstehen konnten. Sie ließ sich in einein Korbe, heißt es, ein Paar giftige Schlangen bringen, die mit Früchten bedeckt waren, um die Wächter zu täu- tchen. Diese hielt sie sonder Grauen an ihre Brust und starb an ihren giftigen Bissen. Ägypten ward jetzt (30) römische Provinz. Nach dem Tode des Antonius, des letzten Nebenbuhlers, stand Octavian als Alleinherrscher des Ungeheuern römischen Rei- ches. Dasselbe erstreckte sich über die drei damals bekannten Welt- theile hindurch, vom atlantischen Meere bis zum Euphrat, vom Rhein, von der Donau und dem schwarzen Meere bis an die
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